Nachhaltigkeit ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Aber prägt es auch den Alltag Einzelner in Deutschland? Es sieht ganz danach aus: In einer Umfrage der IUBH Internationale Hochschule gaben rund 75 Prozent der Befragten an, dass Klimaneutralität aktuell die wichtigste Herausforderung der Menschheit sei – und konnten spezifizieren, in welchen Bereichen sie ihr Verhalten anpassen. Die bewussten Verbraucherinnen und Verbraucher verzichteten vorzugsweise auf Flugreisen oder das Auto und kauften Lebensmittel, die biologisch angebaut, fair gehandelt oder zumindest regional hergestellt worden waren.
Das zeigt: Der Wille ist da. Trotzdem vermutet eine Mehrheit in der gleichen Umfrage, dass die Umsetzungskompetenz dem Bewusstsein hinterherhinkt. Rund 80 Prozent der Befragten in der IUBH-Umfrage stimmten der Aussage zu: „Viele Menschen sprechen von Klimaschutz, verhalten sich selbst aber nicht klimafreundlich.“ Das lässt sich ändern – indem wir nicht nur das Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit schärfen, sondern gleichzeitig konkretes Wissen für den Alltag vermitteln. Zum Beispiel so: Sie möchten nachhaltig und klimafreundlich wohnen? Unsere Tipps zum Thema geben erste Anhaltspunkte!
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber umsetzungsorientiert – unsere Liste zeigt, wie Sie im Alltag mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit erreichen.
Unter Klimagesichtspunkten ist es die beste Lösung, überhaupt keine neuen Möbel zu kaufen, sondern alte Kommoden, Schränke und Tische aus dem sozialen Umfeld ‚aufzutragen‘. Sollte nichts Passendes dabei sein, bleiben Antikmöbelgeschäfte oder Secondhand-Plattformen, auf denen sich meist für wenig Geld etwas findet. Ebenfalls eine nachhaltige Lösung, die allerdings etwas handwerkliches Geschick verlangt: das Upcycling von Möbeln. Manchmal reicht ein wenig Farbe, um einen alten Stuhl aufzuwerten. Oder eine Säge, um ihn in einen Nachttisch zu verwandeln …
Klimabewusste Verbraucher können jedoch auch beim Neukauf einiges dafür tun, in Zukunft nachhaltig zu wohnen: Nachhaltig produzierte Möbel werden nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten hergestellt. Verschiedene Siegel zeichnen sie aus: Mit dem Blauen Engel können Sie sicher sein, dass ihr neues Möbelstück keine oder wenige Schadstoffe ausdünstet und das Holz weitgehend aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Das Siegel des Forest Stewardship Council FSC garantiert ebenfalls Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Der Europäische Verband ökologischer Einrichtungshäuser vergibt das Gütesiegel Öko Control für die Einhaltung eines hohen ökologischen Standards. Und das eco-Institut prüft Möbel, aber auch Matratzen – und zeichnet hochwertige, umweltverträgliche und gesundheitlich unbedenkliche Produkte aus.
Wer besonders klimafreundlich wohnen will, setzt auf Ökostrom – und achtet zusätzlich auf seinen Verbrauch. Denn Strom zu sparen, hat eine entscheidenden Vorteil: Zusätzlich zum guten Gewissen bleibt übers Jahr hinweg mehr Geld im Portemonnaie. Das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit lohnt sich also auch finanziell. Zu den effektivsten Maßnahmen gehört es, in der gesamten Wohnung Energiesparlampen einzusetzen und nicht gebrauchte Geräte richtig abzuschalten – denn im Stand-by-Betrieb verbrauchen sie weiter Strom. Es lohnt sich außerdem, bereits beim Kauf auf stromsparende Produkte zu achten. Das gilt vor allem für die Großgeräte Spülmaschine, Waschmaschine und Kühlschrank. Besonders sparsam sind bislang Geräte der Energieeffizienzklasse A+++. Ab Frühjahr 2021 werden die Plusklassen abgeschafft; an ihre Stelle treten die Energieeffizienzklassen A bis G: mehr zur Energieverbrauchskennzeichnung.
Gerade beim Stromsparen gibt es jedoch noch eine Menge kleine Stellschrauben, an denen Sie im Alltag drehen können. Beispiel Küche:
- Kochen Sie mit passendem Deckel und auf passenden Herdplatten, um Energie einzusparen.
- Nutzen Sie die Restwärme im Backofen oder auf dem Herd, um Gerichte fertig zu garen.
- Verzichten Sie aufs Vorheizen des Ofens – dort ist übrigens Umluft statt Ober-/Unterhitze zu empfehlen.
- Erwärmen Sie Wasser im Wasserkocher; das ist besonders effizient.
- Tauen Sie Kühlschrank und Tiefkühlgeräte regelmäßig ab.
- Nutzen Sie das Ökoprogramm Ihrer Spülmaschine.
Heizung und Warmwasser stehen beim Wohnen für einen Großteil der verbrauchten Energie – und des CO2-Ausstoßes. Wer nur einen Nachhaltigkeitstipp umsetzen möchte, sollte daher diesen nehmen. Damit können Sie ganzjährig viel Geld und Energie sparen, besonders lohnen sich die Anstrengungen jedoch ab Herbst, zu Beginn der Heizperiode. Klimaschutz und Nachhaltigkeit profitieren beispielsweise davon, wenn Sie Ihre Heizkörper gut behandeln: Entlüften Sie sie, wenn es nötig sein sollte, und achten Sie darauf, dass die Heizungsluft frei zirkulieren kann. Mehr Tipps für die Übergangszeit finden Sie hier: https://www.ista.com/de/unternehmen/themenwelt/heizkosten-sparen-tipps-fuer-die-uebergangszeit/
Heizkosten lassen sich auch sparen, indem Sie Temperaturzonen in der Wohnung schaffen. Denn je nach Nutzung, benötigen Sie in Wohnräumen eher gemütliche Wärme und im Schlafzimmer oder der Küche kühlere Luft, weil Bettdecke oder Backofen ohnehin für höhere Temperaturen sorgen. Unsere Nachhaltigkeitstipps zur Raumtemperatur haben wir hier für Sie zusammengefasst: https://www.ista.com/de/unternehmen/themenwelt/raumtemperatur-regeln-und-heizkosten-sparen-auch-im-homeoffice/
Stoßlüften (statt gekippter Fenster) heißt der dritte, enorm effiziente Trick, um Heizkosten zu reduzieren: Drehen Sie dafür drei- bis viermal täglich die Heizkörper herunter und öffnen Sie die Fenster komplett. Im Winter schließen Sie nach etwa fünf Minuten das Fenster und stellen die Heizung wieder an. Weitere gute Gewohnheiten gegen hohe Heizkosten finden Sie hier: https://www.ista.com/de/unternehmen/themenwelt/neue-gewohnheiten-helfen-gegen-hohe-heizkosten-im-corona-lockdown/
Beim nachhaltigen Putzen kommt es auch darauf an, wie viel Schmutz vorhanden ist und welches Endergebnis Sie erreichen wollen. Für den normalen Haushaltsalltag reichen ökologische Reinigungsmittel aber in der Regel aus. Chemische Reinigungsmittel belasten die Umwelt vor allem dann, wenn sie Tenside enthalten, die auf Erdölbasis hergestellt wurden. Auch Zusätze, die den Flüssigkeiten Duft, Farbe oder lange Haltbarkeit verleihen, schädigen die Umwelt – sie sind nämlich selten biologisch abbaubar. Dazu kommt: Allergiker, aber auch unempfindlichere Verbraucher, reagieren auf den Kontakt mit den chemischen Reinigungsmitteln. Die Entscheidung für nachhaltige Stoffe ist deswegen auch eine Entscheidung für die eigene Gesundheit.
Zu den bekanntesten umweltfreundlichen – und wirksamen – Hausmitteln gehören Soda und Natron, Essigessenz und Zitronensäure sowie Seife. Soda und Natron wirken gut gegen fetthaltige Verschmutzungen. Die Stoffe reagieren mit Säuren, so dass viele Menschen die Kombination für schwer erreichbare Verschmutzungen im Abfluss einsetzen. Essig- und Zitronensäure sind im Kampf gegen Kalk die Mittel der Wahl. Aus Schmierseife lässt sich, mit Natron und Wasser gemischt, ein nachhaltiges Spülmittel herstellen.
Wer sich scheut, die Reinigungsmittel (nach Rezept) selbst herzustellen: Viele ökologische Putzmittel enthalten die genannten Grundzutaten.
Beim Wassersparen haben Sie gleich zwei gute Ansätze, um nachhaltig mit der kostbaren Ressource umzugehen: Sie können Ihr Verhalten anpassen – und Sie können verdeckte Lecks in der Wohnung aufspüren und abstellen. Vor allem das Letztere spart erstaunlich viel Wasser: So treiben ein defekter Toilettenspülkasten oder ein tropfender Wasserhahn den Verbrauch in die Höhe. Das macht sich mit bis zu dreistelligen Eurobeträgen auf der Rechnung bemerkbar.
Eher auf Gewohnheit zielen Verhaltenstipps, die im Alltag helfen, Wasser zu sparen. Für mehr Nachhaltigkeit empfiehlt es sich:
- zu duschen statt zu baden. Wer noch mehr tun will, installiert einen Sparduschkopf, der Luft beimischt.
- beim Zähneputzen oder Händeeinseifen den Wasserhahn abzustellen.
- beim Kochen nur so viel Wasser zu erhitzen, wie Sie brauchen.
- an der Toilettenspülung eine Spartaste zu installieren.
Im eigenen Haus können Sie auch Regenwasser sammeln, um es im Garten oder für die Toilettenspülung einzusetzen.
Das Gesetz des Marktes: Wenn viele Verbraucher regionale, fair gehandelte und Bio-Produkte nachfragen, zieht das Angebot nach. So gesehen, unterstützen Sie mit jedem Kauf die nachhaltig wirtschaftenden Hersteller.
Es gibt allerdings Produktgruppen, die selbst in der Bio-Variante nicht besonders nachhaltig sind. Fleisch und Fleischwaren, aber auch Milchprodukte wie Butter und Käse und sogar pflanzliche Waren wie Palmöl, Avocados oder Tiefkühl-Pommes kommen in Sachen Nachhaltigkeit nicht gut weg: Sie verbrauchen viel Fläche und Wasser, sorgen für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen oder werden aufwendig verarbeitet und gelagert.
Für die Klima-Bilanz kommt es außerdem darauf an, welche Transportwege das Produkt zurücklegt und mit welchem Verkehrsmittel. Auf die Flug-Erdbeeren im Januar sollten wir in Deutschland daher besser verzichten.
Wenn Sie es mit dem Klimaschutz ernst meinen, achten Sie darauf,
- weniger Fleisch und mehr Gemüse auf den Speisplan zu nehmen,
- regionale Produkte, Fairtrade- und Bio-Lebensmittel zu bevorzugen,
- Freiland- statt Treibhaus-Ware zu kaufen,
- stark verarbeitete Lebensmittel und Konserven zu meiden
- und idealerweise mit dem Fahrrad oder zu Fuß einzukaufen.
Wer saisonal und ökologisch einkauft, kann die gleichen Nachhaltigkeitsprinzipien im eigenen Garten anwenden: Das fängt bei Küchenabfällen und Kompost an – und reicht bis zu Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten. Aber bleiben wir erst einmal auf dem Boden: Statt künstlichen Dünger einzusetzen, nutzen nachhaltige Gärtner organische Alternativen, sparen Wasser (und Arbeit), indem sie regelmäßig mulchen, und stellen im Komposter ihre eigene nährstoffreiche Erde her.
Im Garten lässt sich eine Menge Wasser sparen. Sammeln Sie dazu Regenwasser, gießen Sie nur morgens oder abends und machen Sie sich die Mühe, Bewässerungsschläuche zu verlegen.
Das alles kostet erst einmal Zeit und Planung, zahlt sich aber aus. Denn Nachhaltigkeit im Garten tut nicht nur Menschen gut, sondern auch Insekten und Vögeln. Eine Blumenwiese statt des oft zitierten Steingartens, heimische Pflanzen und Nektarlieferanten sind Ihre Einladung an Schmetterlinge, Bienen und Hummeln. Die benötigen neben dem Nahrungsangebot zusätzlich eine Rückzugsmöglichkeit – Laub und Reisighaufen sind bestens geeignet. Für Vögel können Sie Nistkästen montieren, Sonnenblumen pflanzen und eine geschützte Wasserstelle anbieten.
2019 produzierte jede Einwohnerin und jeder Einwohner in Deutschland durchschnittlich 457 Kilo Müll – eine Menge, bei der es nicht allzu schwer fallen dürfte, das eine oder andere Kilo zu vermeiden. Ein Problem, das erst seit einigen Jahren in das Bewusstsein der Öffentlichkeit dringt, ist Mikroplastik. Die mikroskopisch kleinen Kunststoffteilchen sind überall: in den Meeren, in der Arktis, auf Äckern. Sie sind biologisch nicht abbaubar und schädigen vor allem Tiere. Mikroplastik gelangt von Kunstrasenplätzen, Reifen, Kleidungsstücken oder aus Kosmetika in die Umwelt.
Jeder Einzelne kann etwas dafür tun, dass weniger Müll und Mikroplastik die Umwelt belasten. Diese Tipps sollten Sie dafür beherzigen:
- Kaufen Sie Lebensmittel mit natürlicher ‚Verpackung‘ wie viele Obst- und Gemüsesorten lose.
- Stellen Sie bei Getränken von Einweg- auf Mehrwegflaschen um oder nutzen Sie eine Sprudelmaschine.
- Nehmen Sie Stoffbeutel oder Körbe mit zum Einkaufen.
- Wählen Sie wiederverwendbare Produkte.
- Kaufen Sie hochwertige Kleidung, die länger hält.
- Sparen Sie Papier, indem Sie die Tageszeitung oder Bücher digital lesen.
- Nutzen Sie Recycling-Papier und -Toilettenpapier.
- Vermeiden Sie Mikroplastik in Kosmetikprodukten (Peeling!) oder Kleidungsstücken aus Fleece.