Seit Anfang 2021 ist Deutschland bei der Bepreisung von Treibhausgasen einen Schritt weiter: Der Staat erhebt einen nationalen CO2-Preis in den Bereichen Verkehr und Gebäude – mit Folgen für Verbraucher. Ziel ist es, die Kosten für fossile Energieträger zu erhöhen, um so beispielsweise den Umstieg auf klimafreundliche Technologien und Erneuerbare Energien zu fördern. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum CO2-Preis in Deutschland und Europa.
Neben dem europäischen Emissionshandel, der für energieintensive Industrien, die Energiewirtschaft und den europäischen Luftverkehr gilt, gibt es seit 2021 ein eigenes System in Deutschland für die Bereiche Gebäude und Verkehr. Verbraucher, die fossile Energieträger kaufen, zahlen im Jahr 2021 einen festgelegten Preis von 25 Euro pro Tonne CO2. In den kommenden Jahren steigen die Kosten auf bis zu 55 Euro pro Tonne CO2. Der Preis bezieht sich auf die Menge CO2, die bei der Verbrennung freigesetzt wird. Ab 2026 wird der bis dahin staatlich festgelegte Preis schrittweise in ein ähnliches System überführt, wie es der EU-Emissionshandel darstellt. Von diesem Zeitpunkt an werden Emissionszertifikate verkauft, wodurch sich der Preis am Markt bildet.
Der CO2-Preis in Deutschland ist über Zertifikate geregelt. Allerdings besitzt der CO2-Preis zu Beginn durch eine gezielte Preissteuerung des Staates den Charakter einer Steuer; erst ab dem Jahr 2027 gilt ein marktwirtschaftliches System ähnlich dem EU-Emissionshandel. Während einer fünfjährigen Einführungsphase gibt der Staat die Zertifikate zu einem festgelegten Preis aus: Für 2021 gilt ein Preis von 25 Euro pro Tonne CO2; bis 2025 steigen die Kosten auf 55 Euro. Danach erfolgt eine Überführung in ein marktwirtschaftliches System. Während der Übergangsphase von 2026/2027 werden Zertifikate in einem Preiskorridor zwischen 55 und 65 Euro gehandelt. Ab 2027 erfolgt eine reine Mengensteuerung durch den Handel mit vorher festgelegten Mengen an Zertifikaten.
Die deutschen CO2-Zertifikate wirken sich auf die Preise für Energie aus – und zwar zunächst einmal für Unternehmen, die fossile Energieträger fürs Heizen oder im Verkehrsbereich verkaufen. Diese reichen die Kosten direkt an die Verbraucher weiter. Gerade im Wohnungssektor erhöhen sich so die Kosten für Mieterinnen und Mieter (offizielle Gesetzeslage seit dem 01.01.2021). Vorschläge, die Belastung zwischen Vermietern und Mietern entsprechend ihrer Verursachung aufzuteilen, werden diskutiert. Der CO2-Preis soll einerseits Mieterinnen und Mieter dazu motivieren, das eigene Verbrauchsverhalten zu verändern. Andererseits soll er auch Anreize für Vermieter schaffen, in klimafreundliche Gebäude zu investieren.
Der CO2-Preis erhöht die Kosten, die Verbraucher für Heiz- und Kraftfahrstoffe zahlen. Gleichzeitig können Verbraucher die Energieeffizienz ihrer Wohnungen oft nicht selbst beeinflussen: Ob im Mietshaus mit Erneuerbaren Energien geheizt wird, ist Sache des Vermieters. Deswegen will die Politik besonders betroffene Verbraucher entlasten. Bereits ab 2021 wird die EEG-Umlage leicht sinken. Um Härten für Geringverdienende auszugleichen, wird das Wohngeld um zehn Prozent erhöht.
Gemeinsam mit der TU Dortmund hat ista exemplarisch berechnet, welche Kosten durch den neuen CO2-Preis auf Heizöl und Erdgas für Haushalte entstehen. Gerechnet wurde mit den festgelegten Preisen von 25 bis 55 Euro pro Tonne CO2 und für eine 71-qm-Wohnung. Die Mehrkosten unterscheiden sich auch nach Region. Hier der Überblick für die CO2-Preis-Zusatzkosten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.
Genau wie sein Vorbild – der europäische Emissionshandel – soll der CO2-Preis in Deutschland den Einsatz der Energieträgerart steuern. Im Idealfall sieht das so aus: Die Politik erhöht den Preis, der beim Verbrauch fossiler Energie entsteht. Das motiviert Unternehmen und Verbraucher, nach günstigeren, klimafreundlichen Lösungen für Wärme und Verkehr zu suchen: Sie nutzen dann zum Beispiel klimafreundliche Heizsysteme oder verändern ihr Verbrauchsverhalten. So kommt Deutschland seinen Klimazielen näher. Dieser Zusammenhang ist auch der Grund dafür, dass der deutsche CO2-Preis zum Klimaschutzprogramm 2030 gehört.
Ziel des CO2-Preises ist es, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu senken und klimafreundliche Alternativen attraktiver zu machen. Das Bundesministerium für Umwelt listet auf, wie ein CO2-Preis diejenigen unterstützt, „die klimafreundliche Produkte nutzen und klimafreundlich leben“ – zum Beispiel durch einen Umweltbonus für Elektroautos, die Förderung von energetischer Sanierung oder die Senkung der Mehrwertsteuer auf Bahntickets. „Die Einnahmen werden jedoch auch ausgegeben, um Härten für die Verbraucher abzumildern.“
Das Carbon pricing dashboard der Weltbank (englisch) zeigt international 64 CO2-Preis-„Initiativen" an. Dazu gehört auch der europäische Emissionshandel, den es seit 2005 gibt. Deutschland ist mit dem nationalen CO2-Preis für die Bereiche Verkehr und Gebäude innerhalb von Europa eher spät dran. So haben einige Länder wie Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark bereits vor ca. 30 Jahren angefangen, CO2-Steuern oder -Abgaben zu erheben. Auch die Schweiz, Portugal, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Irland, Polen und die baltischen Staaten haben eine CO2-Steuer.
Der CO2-Preis in Deutschland startet mit fixen Kosten zwischen 25 und 55 Euro und bewegt sich anschließend übergangsweise in einem Preiskorridor zwischen 55 und 65 Euro. Ab 2027 wird auf ein marktwirtschaftliches Zertifikatshandelssystem umgestellt. Die Höhe der CO2-Preise oder CO2-Steuern in einzelnen Ländern unterschiedet sich erheblich – in Europa und international. Die höchste CO2-Steuer in Europa hat Schweden festgelegt. Der Preis liegt derzeit bei 1.190 Kronen (etwa 118 Euro) pro Tonne CO2. In Frankreich liegt die Steuer bei 45 Euro, in der Schweiz bei 96 Franken (etwa 89 Euro), in Portugal bei 24 Euro und in Litauen bei 12 Euro pro Tonne CO2. Einen besonders niedrigen CO2-Preis gibt es mit umgerechnet etwa 7 Cent in Polen.